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Die einzelnen Teile der Sagen und Erzählungen aus Alsdorf und Umgebung:
Zufälliges Foto aus der Galerie "Bettendorf":
Bettendorf, Baesweilerstraße, Foto-Nr. 28, 27.09.2009<br />Wer fotografiert wen?

Sagen und Erzählungen aus Alsdorf

Teil I: Sagen aus Alsdorf

Merkwürdige Sagen und Erzählungen, die sich von Mund zu Mund fortgepflanzt haben, werden auch in Alsdorf erzählt. Wir haben die Sagen in vier Teile (I - IV) aufgeteilt, um auf die Herkunft der Sagen hinweisen zu können.

Teil I der Sagen und Geschichten stammt aus dem Buch „Alsdorf - Geschichte einer Stadt” von Albert Kramer und Rudolf Bast. Es wurde neu bearbeitet von Friedrich Schmitz und ist 1971 im Verlag Alsdorfer-Werbe-Druck erschienen. Dieses Buch ist leider ausverkauft.

Ich möchte mich bei diesem Verlag und bei Herrn Rudolf Bast für die Genehmigung zur Veröffentlichung auf meiner Homepage herzlichst bedanken.

Der Freiherr Friedrich von der Trenck

Zur Zeit Friedrichs des Großen lebte der preußische Rittmeister Friedrich Freiherr von der Trenck. Er wurde am 16. Februar 1927 als Sproß eines alten Adelsgeschlechtes in Neuhaldensleben bei Magdeburg geboren. Das Studium hing er bald an den Nagel und wurde Leutnant bei der Garde des Alten Fritz. An dem jungen, lebhaften Offizier hatte der König Gefallen und ernannte ihn sogar zu seinem Adjutanten. Aber auch die Schwester des Königs, Amalie, hatte großes Gefallen an dem Leutnant, freilich aus anderen Gründen. Das mißfiel dem König sehr, und irgendeine kleine militärische Verfehlung brachte den jungen Trenck auf die Festung Glatz. Am Weihnachtsabend 1746 entfloh er. Nun beginnt die abenteuerlichste Periode in Trencks Leben.

Den kümmerlichen Lebensunterhalt fand er zunächst durch den Verkauf seiner Sachen, dann als Musikant oder Bettler. Auf seiner Wanderschaft kam er nach Polen, Rußland und Österreich, überall verfolgt durch Agenten des Preußenkönigs. Als er 1754 aus Anlaß des Todes seiner Mutter nach Danzig reiste, wurde er verhaftet und auf die Zitadelle nach Magdeburg geführt. Fast zehn Jahre verbrachte er hier in düsterem Kerker bei kärglichster Nahrung, mit 68pfündigen Ketten an die Mauer geschmiedet. Er vertrieb sich die Zeit, indem er Erzählungen und Fabeln dichtete. Aus Mangel an Tinte schrieb er mit Blut, das er sich aus Fingern preßte. Endlich, am Weihnachtsfeste 1763, schlug seine Befreiungsstunde. Er hielt sich unter anderm zehn Jahre in Aachen auf.

Während seines Aufenthaltes in Aachen gab er mit dem Aachener Postmeister Eugen von Heinsberg eine vielgelesene Zeitung heraus: „Kayserliche privilegierte Post Amtszeitung”. Ihre Beilage betitelte sich „Der Menschenfreund”. Dieses Blatt nahm die Ideen der großen Französischen Revolution vorweg, freilich nicht in ihrer jakobinischen Verzerrung. Er geriet dadurch in schärfste Fehde mit Vertretern der Kirche und dem Aachener Stadtrat.

Die großen Jagdgründe in der weiten Umgebung Aachens, besonders im Jülicher Lande und bis Monschau hin, streifte er als Wildschütz und Freibeuter ab in Begleitung seiner zahlreichen Bekannten, die meistens englische und französische Lebemänner waren. Auch die Alsdorfer Wälder verschonte er nicht, was zur Folge hatte, daß der damalige Besitzer der Herrschaft Alsdorf, Ludwig Anton von Blanckart, ihm dies mit Recht energisch untersagte. Doch von der Trenck beantwortete dies rechtmäßige Verbot damit, daß er den Freiherrn von Blanckart zum Zweikampf forderte. Selbstverständlich lehnte dieser die Forderung des ehrgeizigen, prahlerischen Abenteurers ab. Doch hören wir, wie von der Trenck diese Begebenheit in seiner Selbstbiographie darstellt: „Ich geriet in Streit mit dem kurpfälzischen Präsidenten Baron von Blanckart wegen eines kleines Jagdbezirkes. Ich schrieb ihm also, daß ich am Tage, den ich dazu bestimmt, früh um 10 Uhr auf dem strittigen Platze erscheinen und meine Pistolen, auch Degen mitbringen würde, hoffte also, ihn daselbst persönlich zu finden, um mir Satisfaktion zu verschaffen. Ich erschien zur bestimmten Stunde nebst zwei Jägern und zwei Freunden in der Gegend, fand aber mit Erstaunen den strittigen Platz mit mehr als 200 bewaffneten Bauern besetzt. Was war zu tun? Ich schickte einen Jäger hinüber und ließ der feindlichen Armee bedeuten, wenn sie nicht Platz machte, so würde ich Feuer geben. Es war im August, der Tag hell und schön; in eben dem Augenblick verfinsterte sich zufällig die Luft, ein dicker, undurchdringlicher Nebel brach herein, und mein Jäger kam mit der Nachricht zurück, daß alles in der größten Bestürzung davongelaufen sei, sobald er seine Botschaft zu eben der Zeit gemeldet, da just der Nebel hereinbrach. Ich benützte diesen Augenblick, rückte heran, fand niemand, ließ feuern und marschierte bis auf das Schloß meines Gegners. Man fing an, in der Entfernung gleichfalls zu feuern, und ich ging nach Hause, wo bereits die falsche Nachricht eingelaufen war, daß ich nebst einer Menge Verwundeter in die Stadt geführt würde."

Soweit von der Trenck. - 1773 verließ er das „undankbare Aachen”, reiste nach Wien und später nach Paris. Seine Frau, eine Tochter des Aachener Bürgermeisters von Broe, blieb mit ihren acht Kindern in Wien zurück, da sie die kaiserliche Pension ihres Gatten von 1500 Gulden nur in Deutschland verleben durfte.

Am 25. Juli 1794 stand der Freiherr Friedrich von der Trenck vor dem Pariser Revolutionstribunal, weißhaarig und aufrecht als 68jähriger. Er war angeklagt, als bezahlter preußischer Agent durch eine republikanisch getarnte Zeitschrift die Freiheit Frankreichs untergraben zu haben. Das Gericht verurteilte ihn zum Tode durch das Fallbeil. Zwei Stunden nach der Urteilsverkündigung endete das Leben dieses eigenartigen Mannes auf dem Blutgerüst.

Der Schwarzkünstler auf der Burg

Ein Diener auf der Burg stand mit dem Teufel in Verbindung. Mit Hilfe des Schwarzen führte er allerlei geheime Künste aus. Einmal, im Winter, holte er aus dem Burggarten den schönsten Salat und dicke Kappusköpfe heraus. Er brachte alles der Köchin. Diese verwunderte sich sehr. Als sie die Sachen reinmachen wollte, waren es lauter Brennesseln. Da nahm der Diener den Korb, ging damit vor die Türe, und als er wieder hereinkam, hatte er wieder Salat und Kappus. Am Abend, als ihm die Köchin die Stiefel ausziehen wollte, zog sie ihm die Beine mit aus. Da sagte der Diener: „Du Narr, was fängst du jetzt wieder an?” Am anderen Morgen, als die Köchin sein Bett machen wollte, war alles Bettzeug verschwunden. Auf der Fensterbank lag eine Baumnuß. Die Köchin klopfte die Nuß auf, um sie zu essen. Da flog das Bettzeug heraus. Also hatte der Schwarzkünstler das ganze Bettzeug in die Nuß getan.

Inhaltlich mitgeteilt von Franz Heesel, Alsdorf

Der wunderbare Hase

Nachts bei hellem Mondenschein ging ein Jäger mit seinem Burschen auf die Jagd zur Böckerheide. Die ganze Gegend hatten sie schon durchstreift, aber nichts gesehen; alles lag totenstill da. Nur der Mond stieg langsam höher am Himmel, und im leisen Nachtwinde bewegten sich die Sträucher. Die Stunden vergingen. Mitternacht war schon vorüber. Der Jäger wollte voll Ärger nach Hause gehen. Auf einmal sah er, nicht weit entfernt, einen großen Hasen vorübersausen. Der Jäger sagte zu seinem Burschen: „Siehst du den Hasen da laufen?” Der Bursche äugte und horchte; trotzdem sah und hörte er nichts. „Mensch, siehst du ihn nicht? Da hinten sitzt er; ich schieße ihn!” Der Bursche sah noch immer nichts. Der Hase war für den Burschen unsichtbar. Als aber der Jäger abdrücken wollte, ging der Schuß nicht los. Er lud zum zweiten Male. Als er nun wieder anlegte, richtete sich der Hase auf die Hinterbeine und rief mit lauter Stimme: „Jäger, schieß noch einmal!” Damit verschwand er. Der Jäger eilte mit dem Burschen erschrocken nach Hause. Ein Knecht von Merberen hatte von dem wunderbaren Hasen gehört. Wegen seiner großen Stärke glaubte er, ihn töten zu können. Spät abends machte er sich auf und ging von Merberen übers Feld zur Böcke, bis da, wo die Bäume stehen. Mit einem dicken Knüppel schlug er auf die Bäume. Da hörte er hinter sich eine feine Stimme, die rief: „Geh' dich zuerst waschen, und nimm Weihwasser.” Dann war alles wieder still. Der Knecht bekam Angst und ging bald nach Hause. Am anderen Morgen, als es noch dunkel war, mußte der Knecht mit seinem Fuhrwerk an der Böcke vorbei. Als er in die Nähe der Bäume kam, ließ er vor Angst die Pferde laufen. Plötzlich sprang aus den Bäumen der wunderbare Hase und verwandelte sich in einen Mann. Er hielt die Pferde an, packte den Knecht und schleppte ihn mit sich fort nach Boscheln. Dort warf er ihn wider eine Hausmauer. Dann rief er: „Das ist deine Strafe!” Damit war der Mann verschwunden. Der Knecht starb noch am selben Tage. Er war ein Bockreiter gewesen.

Inhaltlich mitgeteilt von Franz Heesel, Alsdorf